Zum Abschied von Bürgermeister Udo Meister
Die FDP-Fraktion und der FDP-Ortsverband Schleiden verabschieden sich von ihm mit einigen persönlichen Worten:
Lieber Udo,
wenn es um Dich selbst geht, bist Du kein Mensch der großen Worte. Und das, obwohl Du in Deiner vergangenen Amtszeit so oft die richtigen Worte gefunden hast, wenn es darum ging, eine/n verdiente/n Bürger/in zu ehren, Besucher zu begrüßen oder auch Ausstellungen und Initiativen zu eröffnen. Aber wenn es um Dich geht, wirst Du wortkarg. So auch jetzt zum Ende Deiner Amtszeit. Am 27.10.2018 hast Du Deine letzte Ratssitzung geleitet und Du hast uns gebeten, daraus kein „Ding“ zu machen. Natürlich sind wir Deinem Wunsch nachgekommen, aber so ganz ohne ein „Danke“ und eine Würdigung Deiner Leistung kommst Du uns nicht davon.
Am 04.11.2012 wurdest Du zum Bürgermeister der Stadt Schleiden gewählt. Am 19.11.2012 hast Du dann das Amt offiziell angetreten und am 13.12.2012 wurdest Du im Stadtrat vereidigt. Soweit die Daten, die aber Gott sei Dank nicht das Einzige sind, was von Deiner Amtszeit übrig bleibt. Ich könnte vieles ansprechen, was Du erreicht hast; das würde aber eindeutig den Rahmen sprengen. Und deshalb möchte ich darauf eingehen, was Deine Amtszeit meiner Meinung nach wesentlich ausgezeichnet hat und Deine Arbeit am besten charakterisiert.
Ich fange am besten mit einem Satz von Dir an, den Du gerne vor und während Deiner Amtszeit gesagt hast:
„Ich bin nicht gewählt worden, um wiedergewählt zu werden.“
Da wir beide uns schon einige Jahrzehnte kennen, erlaube ich mir, diesen Satz zu übersetzen.
Für Dich war nicht das Amt wichtig, sondern die Aufgabe! Du hast das zeitlich begrenzte Amt als Erster Bürger der Stadt Schleiden als Auftrag verstanden – und nicht als Vorbereitung für Deine Wiederwahl.
Du hast vielfältige Aufgaben gesehen, in die Du Dich unvoreingenommen eingearbeitet hast. Unabhängig davon, ob das Themen waren, die Dir lagen – oder nicht. Du hast die notwendigen Entscheidungen gesehen, die die Probleme der Stadt lösen können. Du hast Sie aber nicht nur gesehen und benannt, sondern Du hast diese Probleme auch gelöst. Du hast es geschafft, den Stadtrat zu überzeugen, diese Lösungen mitzugehen.
Das war meist kein leichter und populärer Prozess, ganz im Gegenteil. Harte und kräftezehrende Diskussionen waren dafür oft nötig. Oft genug musstest Du deshalb auch Angriffe – faire und unfaire, offene und verdeckte – einstecken. Niemals aber hast Du Dich weggeduckt. Du hast Dich den Diskussionen und auch den Vorwürfen gestellt, sowohl im Rat als auch in den öffentlichen Versammlungen.
Für Dich zählte das große Ziel „Schleiden voranbringen“ mehr als Dein Wohlbefinden.
Wenn man Deine Amtszeit richtig beschreiben will, gehört noch ein wichtiger Aspekt dazu: Schnelligkeit. Im Bewusstsein, dass wir in den Jahren vor Deiner Amtszeit viel Zeit vertrödelt und Möglichkeiten nicht wahrgenommen haben, wolltest Du möglichst viel von diesem Rückstand wieder aufholen. Gerade in der Gewissheit, dass andere Regionen mit uns im Wettbewerb stehen und nicht zaudern, konnte man manchmal Deine Ungeduld maßgeblich spüren. Man musste auch mal was aushalten, wenn man sich Dir in den Weg stellte. Du warst und bist aber nie nachtragend, wenn es um die Sache geht.
Manch einem war diese Geschwindigkeit zu schnell. Es ist ja auch bequemer, keine Entscheidungen treffen zu müssen. Es ist bequemer, sich hinter der „bösen“ Kreisumlage, einem Haushaltssicherungskonzept oder sogar hinter einem Nothaushalt verstecken zu können.
Aber nicht für Dich! All das sind für Dich zwar „schwere Brocken“, Du machst sie aber nicht als Entschuldigung geltend. Du hast „den Stier an den Hörnern gepackt“ und elementare Gefahren für Schleiden beseitigt!
Als ich als junges Stadtratsmitglied angefangen habe, hat man mir gesagt, dass es für eine Kommune unmöglich ist, mit den Steuergeldern auszukommen. In Deiner Amtszeit hat Schleiden seit fünf Jahren einen ausgeglichenen Haushalt. Das ist ganz klar ein Verdienst von Dir. Aber für Dich war die schwarze Null im Haushalt in erster Linie der Weg zum Ziel: Diese schwarze Null war und ist DAS Mittel, etwas für die Bürger der Stadt Schleiden zu erreichen.
Du hast unseren Bildungsstandort gestärkt, die Feuerwehrfrage geklärt, die kommunale Selbstständigkeit gesichert, die Wirtschaftsförderung in Gang gebracht, dem Tourismus den nötigen Stellenwert gegeben, mit der Aufhebung des Sanierungsstaus angefangen, das Erscheinungsbild unserer Orte verbessert, der Kultur in Schleiden eine Heimat gegeben, die interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut, das Innen- und Außenmarketing begonnen und uns eine gewichtige Stimme im Land gegeben sowie die Bürgerstiftung trotz Widerständen gegründet und damit viel Geld für unsere Bürger gesichert. Und das sind nur Beispiele, die Liste ist längst nicht vollständig.
Kurz vor Deinem Dienstende wurdest Du durch den Brand des Johannes-Sturmius-Gymnasiums noch einmal richtig gefordert. Innerhalb weniger Stunden hast Du mit Deinem Team in der Verwaltung und den Lehrern einen Notfallplan auf den Weg gebracht. Dadurch hast Du keine Stunde unnütz verstreichen lassen – und allmählich wurde das Entsetzen in unseren Köpfen durch konstruktiven Optimismus ersetzt.
Das alles zeigt auch Deine Unrast und Deine Einstellung zu dem Dir – auf begrenzte Zeit – übertragenen Amt als Erster Bürger Schleidens. Es zeigt Dein Arbeitspensum und Deine Ideen. Man kann getrost von einem Think Tank in einer Person bei Dir sprechen. Eine Frage aber kam nie vor in Deinen Überlegungen: „Was muss ich tun, um wiedergewählt zu werden?“, denn für Dich war einzig und allein das Wohl der Stadt und seiner Bürger wichtig.
Das zeigte sich auch bei Deinen zahlreichen repräsentativen Aufgaben. Egal, wen Du begrüßt oder geehrt hast: Du hattest Dich vorher schon über denjenigen bzw. diejenige informiert und dadurch waren sie Dir bereits bekannt.
Um Deine Ideen umsetzen zu können, brauchtest Du eine motivierte Verwaltung und eine Mehrheit im Rat. Und beides hattest Du.
Aber die Stadt braucht auch einen Ersten Bürger, der mit Mut vorangeht. Der Brand im JSG hat dies noch einmal deutlich gemacht. Sie braucht keinen Zauderer. Der Rat braucht die Impulse, die Du gegeben hast. Die Verwaltung braucht einen Chef, der sowohl führt als auch die einzelnen Personen im Amt als Mensch wertschätzt.
All das warst Du in diesen sechs Jahren.
Du hast die Aufgabe, die Dir durch die Wahl in 2012 von den Bürgern übertragen wurde, im wahrsten Sinne des Wortes als „Arbeitsauftrag auf Zeit“ gesehen. Genauso, wie die Väter unserer Demokratie es gewollt haben.
Am 18. November 2018 wurde Dein Nachfolger gewählt.
Du hinterlässt ihm ein Fundament, auf dem er weiter bauen kann. Ich wünsche dem Nachfolger die gleiche Einstellung zu diesem Amt und viel Erfolg bei der Umsetzung.
In meiner Funktion als Sprecher der FDP-Fraktion und als langjähriger Weggefährte kann ich Dir nur Danke sagen für das Erreichte und für Deine Leistung. Gleichzeitig wünsche ich Dir und Gisela jetzt wieder mehr gemeinsame Zeit, um sich auch einmal zurücklehnen zu können. Und uns als FDP Schleiden wünsche ich, dass Du uns als Think Tank noch lange erhalten bleibst.
FDP-Fraktion und FDP-Ortsverband Schleiden
Rolf Hörnchen